In diesen Zeiten, wo für viele die Arbeit ruht, wird viel nachgedacht: Wie schlimm wird es wirklich kommen? Macht die Politik alles richtig? Wann und wie können wir wieder zu normalen Verhältnissen zurückkehren? Was können und müssen wir ändern, um auf künftige Katastrophen vorbereitet zu sein?
Wir können zurzeit außer Lebensmitteln fast nichts mehr konsumieren. Aber viele weichen ins Netz aus und bescheren Amazon und Co. Traumumsätze. Dabei wäre es gute Zeit dafür, innezuhalten und sich zu fragen: Was brauche ich wirklich zum Leben? Macht mich all das, nach dem ich bisher gestrebt habe, wirklich zufrieden und glücklich?
· Müssen es immer wieder neue Klamotten sein oder bin ich nicht auch in den alten Sachen chic, wenn ich sie einfach mal neu kombiniere?
· Muss ich mehrmals im Jahr in immer entferntere Länder verreisen, wo ich doch viele attraktive Ziele in der Nähe noch gar nicht kenne?
· Brauche ich das immer größere Auto oder sollte ich nicht öfter mal aufs Rad umsteigen oder wieder mal zu Fuß gehen?
· Jedes Jahr das neueste Handy, machen die Neuerungen gegenüber dem alten wirklich so viel her?
· Muss es jeden Tag Fleisch sein? Das ganze Jahr über Spargel, Avocados und Tomaten, wo es so viele Alternativen aus der Region gibt?
· Machen immer wieder neue Möbel und Wohnaccessoires meine Wohnung wirklich gemütlicher als vorher?
· usw. usw.
Mal ehrlich: Unser Leben besteht zu weiten Teilen darin, dass wir uns Dinge kaufen, die wir nicht brauchen, mit Geld, das wir mühevoll zusammenkratzen, um damit Leute zu beeindrucken, die wir eigentlich gar nicht mögen. Der Preis, den wir dafür zahlen müssen, ist hoch. Stress und Burnout nehmen immer mehr zu, der Umgangston wird ständig rauer, nicht nur im Straßenverkehr. Wollen wir wirklich nur noch die dressierten Marktgeschöpfe sein, zu denen die „geheimen Verführer“ uns gemacht haben?
Dabei machen wir nicht nur uns selbst kaputt, sondern sägen kräftig an dem Ast, auf dem wir allesamt sitzen. Wir vernichten die menschlichen Lebensgrundlagen, zuerst in anderen Teilen der Welt und dann auch bei uns:
· Wir verbrauchen nicht nachwachsende Ressourcen im Übermaß, statt sie wirklich im Kreislauf zu führen und so zu erhalten.
· Wir vergiften die Weltmeere mit Plastik und anderem Unrat, der immer häufiger in unserer Nahrung landet.
· Wir fördern den Klimawandel mit der Folge, dass immer mehr Regionen unbewohnbar werden, was zu massiven Fluchtbewegungen führt.
· Wir vernichten riesige Waldbestände anstatt Wälder in großem Stil aufzuforsten, um den Klimawandel zu stoppen.
· Wir betreiben Massentierhaltung mit allen ihren negativen Folgen für die Tiere und das Klima.
· Wir betreiben industrielle Landwirtschaft um den Preis von Bodenvergiftung und Artensterben.
· usw. usw.
Trotz des ständigen Wachstums der Wirtschaft gibt es immer noch viel zu viele arme Menschen auf der Welt ohne Zugang zu menschlicher Behausung, sauberem Wasser, Bildung und den Möglichkeiten zu ehrlicher Eigenarbeit als Grundlage der Versorgung für sich und ihre Familien. Und viel zu viele Arme auch in den reichen Ländern. Die reichsten 8 Milliardäre besitzen mehr Vermögen als die ärmere Hälfte der Weltbevölkerung.
Und wir anderen? Machen auch nach Corona so weiter wie bisher? Lasst uns innehalten und ernsthaft dafür sorgen, dass es kein Weiter so gibt! Essen, trinken, wohnen, menschenwürdig arbeiten, Kunst und Kultur fortentwickeln, der Tretmühle der Überflussgesellschaft entkommen, das brauchen wir wirklich, viel mehr nicht. Wenn wir doch mehr schaffen, lasst uns teilen mit denen, die wir bisher nicht beachtet oder ausgebeutet haben. Dann schaffen wir vielleicht wirklich nicht nur ein gutes Leben für möglichst viele Menschen, sondern auch die Reduzierung der Umweltvernichtung, über die wir in Zeiten von Corona nur noch wenig reden und nachdenken. Diese Alternative ist möglich, nachhaltig geht.