In einem Blog, der sich mit Nachhaltigkeit beschäftigt, muss klar sein, was unter diesem Begriff verstanden werden soll. Das gilt vor allem, weil Nachhaltigkeit in den letzten Jahren zu einem richtigen Gummiwort verkommen ist, in den wie in einen Nikolaussack alles hineingesteckt wird, was einem so einfällt an Schönem, Wünschbaren, aber auch an erwünschter Undeutlichkeit.
Im Jahr 1713, bei Hans Carl von Carlowitz, war noch alles klar: Er forderte, ein Waldbesitzer dürfte dem Wald nie mehr Holz entnehmen, als im gleichen Zeitraum nachwächst, weil er sonst die Substanz des Waldes nach und nach vernichtet. Viele Jahre später wurde durch die 1983 von den Vereinten Nationen eingesetzte Weltkommission für Umwelt und Entwicklung (Brundtland-Kommission) der Begriff auf den gesamten Globus übertragen und unter Nachhaltiger Entwicklung eine Lebensweise verstanden, bei der sichergestellt ist, dass alle heute lebenden und künftigen Menschen die gleichen Chancen haben sollten, ihre Bedürfnisse zu befriedigen.
Schließlich kamen interessierte Kreise daher und wollten allzu viel Festlegung vermeiden. Sie schlugen der Enquete-Kommission des Deutschen Bundestages „Schutz des Menschen und der Umwelt“ das sogenannte Drei-Säulen-Modell vor, nach dem etwas nur dann nachhaltig ist, wenn es soziale, wirtschaftliche und ökologische Belange in Einklang bringt. Mit dieser Begriffsfassung wurde Klarheit eingebüßt und der Beliebigkeit Tür und Tor geöffnet. Dennoch hat sich das Säulen-Verständnis leider weithin durchgesetzt. Ich werde es hier nicht benutzen.
Denn tatsächlich geht bei Nachhaltigkeit um die Bewahrung der natürlichen Lebensgrundlagen der Menschheit. Diese sind gefährdet, sowohl durch den hohen Verbrauch nicht-nachwachsender Ressourcen als auch durch den Klimawandel und die Vergiftung der Natur durch Plastikmüll und andere Gifte.
Notwendig ist ein fundamentaler Wandel der Lebens- und Wirtschaftsweise vor allem in den Industrieländern. Denn wir Menschen in den sog. entwickelten Ländern leben über unsere Verhältnisse. Wir verbrauchen viel mehr Natur, als uns zukommt, wenn wir gerechterweise allen Menschen das gleiche Maß an Naturverbrauch zuerkennen.
Umgekehrt nehmen sich die Menschen in den sog. Entwicklungsländern unsere nicht nachhaltige Lebensweise als Vorbild, so dass der von ihnen angestrebte Wohlstand unter den gleichen fatalen Vorzeichen auf den Weg gebracht wird wie unserer. Denn würden alle Menschen auf der Welt so produzieren und leben wie wir, dann bräuchte es mehrere Welten, um das zu ermöglichen. Nach allem, was wir wissen, gibt es aber nur eine. Sowohl unser Lebensmodell als auch die Entwicklungs-Bemühungen in den ärmeren Ländern sind nicht nachhaltig.
Nachhaltig geht! Dazu reicht es aber nicht, ein bisschen Müll zu trennen und sonntags zu Fuß zum Bäcker zu gehen. Nötig ist die Entwicklung einer Bescheidenheits-Kultur für alle, in der nicht mehr verbraucht wird als nachwächst. Bequem ist das vielleicht nicht, aber es tut auch nicht weh, sondern schafft Raum für ein gutes Leben jenseits von Wachstum, Gier und Geiz.